Retrospektiv angelegt bringt die Ausstellung „Patrick Angus. Private Show“, die im Kunstmuseum Stuttgart seit 2. Dezember zu sehen ist, über 200 Arbeiten des US-amerikanischen Malers Patrick Angus (1953ؘ–1992). Sein Schaffen dokumentiert die Lebenswirklichkeit homosexueller Männer in den USA der späten 1970er- und 1980er-Jahre ungekünstelt, unverstellt, sowie mit einfühlsamem und entlarvendem Blick.
Patrick Angus, der bereits mit 38 Jahren verstarb, war das politische Statement in seiner Thematisierung von Homosexualität kein künstlerisches Programm. Ihm ging es in seinem Schaffen vielmehr darum menschliche Bedürfnisse, Sehnsüchte und Ängste darzustellen, was ohne jeden Zweifel von ungebrochener Aktualität ist. Die Suche nach eigener Identität und geschlechtlicher Selbstfindung ist darin inkludiert. Traurig bleibt dabei einzig der Umstand, dass es Angus nie gelungen ist, sich und sein Schaffen in der Kunstwelt zu etablieren.
Vielleicht liegt das geringe Interesse der Kunstwelt auch darin befestigt, dass Angus durchweg als klassischer Maler zu bezeichnen ist. Dabei ist aber vor allem ein Aspekt nicht zu unterschätzen, nämlich der seines kunsthistorischen Referenzspiels: Pablo Picasso und David Hockney erfahren ebenso eine Würdigung, wie die Werke der klassischen Kunst.
Bemerkenswert ist zuletzt der Tatbestand, dass Angus eine „Welt von Gestern“ um einen Buchtitel von Stefan Zweig ins Spiel zu bringen, in seinen Werken thematisiert. Alles Gezeigte gibt es nicht mehr, da der Ausbruch der Aids-Epedemie in den 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts seine freizügige Welt untergehen ließ. Aus der Retrospektive betrachtet gut so, denn die Zeiten haben sich, zum Glück, geändert. Als Anzeichen seien die politischen Entscheidungen diesen Jahres in der Bundesrepublik Deutschland, in welchem ein Parlament Rückrat bewie, und die Entscheidung des Verfassungsgerichts in Österreich angeführt. Kleine Schritte zur Anerkennung sexueller Diversität die Not tun. Unkenrufen von Menschen, die an eine Welt von gestern glauben, die es niemals gegeben hab, zum Trotz.
Die Schau wurde von Ulrike Groos, Direktorin des Kunstmuseum Stuttgart, und Anne Vieth unter Mitarbeit von Sarah Donata Schneider und Tobias Bedharz kuratiert, setzt die Arbeit am Schaffen des Künstlers, die vom New Yorker Leslie-Lohmann Museum of Gay and Lesbian Art oder des Schwule Museum* in Berlin fort und ist zu den üblichen Öffnungszeiten gemeinsam mit der Sammlung des Hauses zu wohlfeilem Eintritt von 11 Euro / 8 Euro ermäßig zu sehen Neben Kuratorenführungen und einem begleitenden Vermittlungsprogramm ist auch ein Katalog erhältlich:
Patrick Angus. Private Show. Herausgegeben von Ulrike Gross. Distanz Verlag, 160 Seiten, ISBN 978-377-57-43-167. Im Museum selbst ist er verbilligt erhältlich.
Voraussichtlich am 04. Januar finden Sie auf diesem Blog eine Besprechung der Ausstellung, die noch bis 8. April 2018 zu sehen ist.